Missbrauch des Missbrauchs Zunächst einmal ein paar Worte an die andere Seite, wenn man
so will; an diejenigen, die den Verdacht haben, dass irgendwo ein Kind missbraucht
oder misshandelt wird. Kinder können sich nicht wehren. Aber Sie können sich für das Kind wehren -
also tun Sie etwas! Aber zwei Ratschläge wollen wir Ihnen dabei mit auf den Weg geben. Erstens: Schauen Sie genau hin. Manches, was in einer Situation so wirkt, als
geschehe hier Ungesetzliches, lässt sich ganz einfach erklären. Stellen Sie also sicher, dass wirklich ein Verdacht besteht - und fortbesteht;
und Sie nicht nur etwas falsch verstehen. Und zweitens: Seien Sie vorsichtig in dem, was Sie unternehmen. Wenn Sie den Mut haben und den Eindruck, es könnte hilfreich sein, sprechen
Sie vielleicht am besten erst einmal mit den Eltern. Erst wenn dies unmöglich
oder gescheitert ist, sollten Sie weitere Schritte überlegen. Die Kripo hat Stellen, die für Gewaltprävention zuständig sind. Fragen Sie
danach und wenden Sie sich dorthin. Denn die Kripo ist die Stelle, die eigentlich
zuständig ist. Denken Sie daran - ein übereifriger Beamter kann aufgrund von sehr wenig tätig
werden. Dann gibt es ein Ermittlungsverfahren, es wird das Jugendamt eingeschaltet
und das Kind landet im Heim. Vielleicht ohne jeden Anlass. Passen Sie deshalb auf, was Sie sagen. Und die Betroffenen, was können die tun, wenn "es" ihnen geschieht?
Eine Ausgangshaltung, für die wir Verständnis haben müssen, solange die daraus
folgenden Handlungen vernünftig, nachvollziehbar und fair bleiben. Angesichts der Vorurteile, denen SM'ler noch immer an vielen Stellen begegnen,
und angesichts der Tatsache, dass einige der bei uns beliebten Praktiken an
anderen Stellen, beispielsweise auf amerikanischen Pornoseiten, in Formen gezeigt
werden, die selbst neutralen oder uns gegenüber positiv eingestellten Menschen
und auch uns selbst zuwider sind, besteht diese Gefahr immer. Das kann uns im Streit mit einem Nachbarn passieren, der nur
darauf lauert, uns in einer intimen Situation zu erwischen und dann über uns
herzuziehen oder uns sogar anzuzeigen; es kann ein Scheidungskrieg
sein, wo im Streit um die elterliche Sorge und das Umgangsrecht sexuelle Vorlieben
als Argumente herbeigezogen werden. Es kann uns ein puritanischer Eiferer bekehren
wollen und dazu den Anruf bei Jugendamt und Kripo als Mittel einsetzen, und
es kann, wie wir gesehen haben, selbst in der Schule zu Konflikten
kommen. Was tun wir dann, wie reagieren wir? Auf jeden Fall sollten wir nicht passiv bleiben; selbst wenn
man im ersten Moment wie vom Donner gerührt ist. Das Problem ist, dass man diese kurze Überlegenszeit nicht immer bekommt. Hier hilft es, wenn man sich mit dem Gedanken zumindest einmal befasst hat,
dass die Kombination Erotik, gerade SM und Nachwuchs in unserer nicht überall
aufgeklärten und toleranten Gesellschaft oft genug unselige Rückschlüsse auslöst.
Wollen Sie das nicht, verzichten Sie lieber auf Ihre Internetseite und verbergen
Sie Ihre SM-Vorliebe; treten Sie nur anonym auf. Wobei allerdings das Geheimbleiben nie eine sichere Sache ist. Zumindest solange
nicht, wie es auch nur einzelne Menschen gibt, die darum wissen. Unabhängig davon - lassen Sie es sich jetzt, wo es nicht darauf ankommt, einmal
durch den Kopf gehen, wie Sie reagieren würden, wenn man Ihnen Kindesmissbrauch
vorwirft. Bleiben Sie ruhig. Kooperieren Sie - denn Sie haben nichts zu verbergen. Wenn das Erschrecken Sie sprachlos macht, sagen Sie das - dafür hat auch die
Kripo Verständnis. Aber bleiben Sie ruhig. Und überlegen Sie - es ist gut, dass die Polizei sich um solche Fälle kümmert,
denn die Kinder selbst sind hilflos und brauchen Menschen, die sich um ihre
Belange kümmern. Lassen Sie sich Namen, Telefonnummern, Aktenzeichen geben, damit Sie notfalls
alles für einen Anwalt bereit haben. Sobald Sie das Gespräch hinter sich haben, holen Sie tief Luft. Hat Sie jemand angezeigt? Wie viel Anlass und Grund hatte er dafür? Ist es
taktisch sinnvoll, eine Gegenanzeige zu erstatten, wegen falscher Anschuldigung,
übler Nachrede, Verleumdung? Bieten Sie beim Jugendamt selbst ein ausführliches Gespräch an, wenn man dies
nicht ohnehin von Ihnen fordert. Ihr Intimleben ist Ihre Sache; solange Sie Ihre Kinder in keiner Weise mit
hineinziehen, geht es niemanden etwas an, was Sie machen. Wenn es um einen Fall in der Schule geht: Drängen Sie beim Schulleiter auf
restlose Aufklärung, und auch auf saubere Akten, in denen nicht etwa ein haltloser
Vorwurf dennoch jahrelang mitgeschleppt wird. Überlegen Sie vielleicht den Besuch einer Parallelklasse oder gar einer anderen
Schule. Die Einschaltung eines Vermittlers für ein Gespräch darüber sollten Sie nicht
nur erwägen, sondern ausdrücklich fordern. Achten Sie darauf, dass Sie, wo auch immer es dazu kommt, sämtlichen Akten
und Unterlagen kennen, die in Zusammenhang mit einem entsprechenden Vorwurf
existieren (Sie haben in nahezu allen Fällen das Recht auf Akteneinsicht, wenn
dies auch manchmal nur über einen Anwalt möglich ist, zB bei der Staatsanwaltschaft),
und bestehen Sie darauf, dass dort auch vermerkt ist, der Vorwurf ist unberechtigt.
Haben Sie ein scharfes Auge, wie sich die Gerüchte, die mit solchen Situationen
meistens verbunden sind, auf Ihr Kind auswirken. Greifen Sie ein. Diese Gerüchte, die beinahe notwendig in einer derartigen Situation umherschwirren,
treffen natürlich auch Sie als Eltern. Gegen eine solche schleichende "Vergiftung" sind Sie leider weitgehend machtlos.
Das erfordert Mut. Suchen Sie zu Ihrer eigenen Erholung das Gespräch mit Menschen, die auf Ihrer
Seite sind. Genau dies und mehr bietet im übrigen in der Regel bei Problemen im Schulbereich
auch der schulpsychologische Beratungsdienst der Oberschulämter. Dort ist man
für Sie da, und dort ist man disziplinarisch unabhängig von der Schule. Informieren Sie vielleicht selbst das Jugendamt, sofern das nicht bereits eingeschaltet
wurde, denn wenn das noch nicht der Fall war, kann es noch kommen - und so können
Sie vielleicht Schlimmeres verhindern. Und denken Sie vor allem auch an Ihr Kind. Vorsicht: In einer solchen Situation sind die Nerven oft zum Zerreißen angespannt,
und die Gefahr von Auseinandersetzungen innerhalb der Familie allein aufgrund
der Anspannung ist hoch. Leider kann man kaum allgemeingültige Ratschläge für alle Situationen geben,
denn die sind völlig unterschiedlich, und so sind auch unterschiedliche Lösungen
angebracht. Was Sie oben finden, ist nur ein Ausschnitt, der Anregungen und erste Hilfen
geben soll. Wenn Sie nicht weiter wissen, fragen Sie jemanden. Möglichst eine neutrale
Person, die nicht an der laufenden Auseinandersetzung beteiligt ist. Den bereits
erwähnten schulpsychologischen Beratungsdienst, einen Anwalt, andere Betroffene,
oder vielleicht auch nur jemanden aus der Liste von möglichen Ansprechpartnern
unten. Wir hoffen, dass dieser Artikel nicht gebraucht wird. Eine Liste möglicher Ansprechpartner: Anke - anke@bdsm-owl.net
Weitere Ansprechpartner sind da, wollen aber nicht genannt werden. Wir danken all den Menschen, die sich bereiterklärt haben, anderen in solch
kritischen Situationen hilfreich zur Seite zu stehen; und sei es nur als empathischer
Zuhörer. Aber sie sind alle SM'ler, die ein Auge für die Probleme anderer haben und
aktiv, praktisch Solidarität zeigen.
Sie müssen etwas tun.
Einfach wegsehen und damit schweigend dulden heißt, sich mitschuldig machen.
Zumindest moralisch.
Ein Beispiel: Irgendwann ist unser Jüngster auf dem Sofa eingeschlafen. Ich
fürchtete die Gefahr, dass er bei einer unwillkürlichen Wendung womöglich herunterfallen
könnte. Zwar nicht sehr tief und auf eine Matratze; aber ein Schreck wäre es
doch. "Ich muss ihn umlegen," sagte ich da.
Ja, und jetzt überlegen Sie sich, was man aus dieser Formulierung, für sich
betrachtet, machen könnte ...
Denn die Eltern sind die Erziehungsberechtigten; und bevor nicht wirklich eine
Straftat geschieht, hat in diesem Rahmen niemand etwas zu suchen.
Überlegen Sie aber, was Sie sagen, erfinden Sie nichts hinzu.
Und wenn Sie ganz sichergehen wollen, schildern Sie erst den Fall, ohne Namen
zu nennen, und geben Sie diese erst dann bekannt, wenn die Kripo den Sachverhalt
tatsächlich für kritisch und untersuchungswürdig hält.
Dann sind Sie derjenige, der die psychische Schädigung zu verantworten hat,
die daraus beinahe notwendig erwächst. Sie wollen ein Kind schützen - nicht
eine Familie grundlos zerstören. Siehe die Vorfälle in Worms.
Vor allem Dritten gegenüber - schon im eigenen Interesse. Denn wenn Ihr Verdacht
unbegründet ist, trifft das nächste Ermittlungsverfahren sonst vielleicht Sie;
wegen Verleumdung und übler Nachrede.
Wenn man ihnen Kindesmissbrauch vorwirft? Entweder weil der oder die Betreffende
denken, SM'ler sind ohnehin Kinderschänder, oder weil er vielleicht tatsächlich
in echter Sorge um die Kinder ist, die bei einem SM-Paar womöglich die falschen
Dinge mitbekommen.
Das ist eine sehr reale Gefahr, in der wir eigentlich alle schweben; ob wir
uns nun öffentlich mit Namen per Internetseite outen oder ganz im Geheimen bleiben
und jemand das Geheimnis doch entdeckt.
Entweder, weil wir SM'ler sind - oder weil man aus anderen Gründen etwas gegen
uns hat und unsere spezielle Neigung als Waffe gegen uns einsetzt.
Es ist sinnvoll, sich vielleicht ein, zwei Tage Zeit zu geben, den ersten Schock
zu überwinden und sich über die Wege einig zu werden, die man als nächstes beschreitet
- aber danach müssen Sie handeln.
Manch ein unangenehmes Gespräch mit Nachbarn, Lehrern oder gar gleich mit der
Kripo oder dem Jugendamt kommt überraschend - und dennoch müssen Sie reagieren.
Überlegen Sie sich vorher, ob Sie sich dieser Gefahr aussetzen.
Das wird nichts dazu beitragen, das Vorurteil in absehbarer Zeit aus der Welt
zu schaffen, und wenn es dennoch ans Licht kommt, ist automatisch die Vermutung
da, Sie hätten etwas zu verbergen.
Dennoch, es ist eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen muss.
Gerade in Scheidungskriegen wird unter Umständen ja von dem eigenen Partner,
mit dem man SM ausgelebt hat, versucht, einem daraus einen Strick zu drehen.
Sorgen Sie so dafür, dass der Schock eines solchen Verdachts Sie nicht lähmt.
Spielen Sie eine solche Situation einfach einmal in Gedanken durch; das hilft.
Einem nervigen Nachbarn können Sie noch sehr ausdrücklich erklären, er solle
bleiben, wo der Pfeffer wächst; einem Lehrer, einem Kripobeamten nicht.
Auch wenn das leidige Vorurteil nicht auszurotten ist, es gibt an allen Stellen
vernünftige Menschen.
Bitten Sie um Überlegungszeit, einen neuen Termin.
Beschimpfungen und Hysterie helfen nicht nur nichts; Sie schaden.
Sie selbst aber haben nichts gemacht, und das wird sich so auch bald aufklären.
Je ruhiger und kooperativer Sie sind, desto schneller.
Sie können natürlich auch gleich einen Anwalt einschalten; diese Entscheidung
sollten Sie von Ihrem eigenen Gefühl abhängig machen und davon, ob Sie den Menschen
trauen, die Ihnen gegenübersitzen. Falls man Sie gleich als Beschuldigten vernimmt,
ist ein Anwalt immer sinnvoll, denn dann besteht konkreter Tatverdacht, aus
welchen Gründen auch immer, und den müssen Sie entkräften.
Vielleicht ist es aber nur ein informelles Vorgespräch, und das geht auch ohne
Anwalt. Da ist sogar die Gesprächsbereitschaft ein gutes Zeichen.
Auch beim Jugendamt kann man Vorgespräche gut allein führen; hat das Jugendamt
jedoch bereits eingegriffen, sind beispielsweise die Kinder im Heim, geht nichts
ohne Rechtsbeistand.
Und wenn es um eine Scheidung geht, sind Sie ohnehin anwaltlich vertreten -
das können Sie nutzen.
Und dann überlegen Sie.
Rechtlich können Sie das immer in Betracht ziehen, taktisch ist es nicht immer
der erste oder beste Schritt.
Bereiten Sie sich auf das Gespräch gut vor, sammeln Sie schriftliches Material,
das Sie in Kopie mitbringen, das belegt, was SM wirklich ist, und überlegen
Sie gut Ihre Argumentation.
Auch die Aufklärung ist Ihre Angelegenheit und nicht die des Staates. Wenn Sie
Ihre Kinder dabei nicht überfordern und belasten, wenn Sie sich an deren Entwicklungsstand
orientieren, darf sich niemand einmischen.
Schalten Sie notfalls die Schulaufsicht ein, das Schulamt, und drängen Sie schriftlich
auf Tätigkeit, am besten mit Fristsetzung. Es gibt außerdem noch ein Oberschulamt,
falls man Sie auch dort hängen lässt.
Klatsch ist eine Klette - da kann es sein, dass eine Parallelklasse keine ausreichende
Entfernung von der Situation schafft. Wenn die Atmosphäre einmal durch entsprechende
Dinge belastet ist, lässt sich dies nicht immer folgenlos bereinigen.
In einem solchen Fall dürfte die staatliche Zustimmung zum Schul- oder Klassenwechsel
relativ leicht zu erhalten sein.
Dies kann der Schulleiter selbst sein; oder, wenn es auch in diesem Bezug Probleme
gibt, ein anderer Lehrer; der stellvertretende Schulleiter beispielsweise.
Mobbing in der Klasse ist nicht selten, wenn der Lehrer einen Schüler ausgrenzt,
auch wegen Differenzen mit den Eltern.
Sprechen Sie mit dem Lehrer (sofern möglich) und der Schulleitung, mit den Elternsprechern
oder anderen Lehrern, der schulpsychologischen Beratungsstelle. Bleiben Sie
hartnäckig, bis Sie jemanden finden, der Verständnis für Ihre Situation hat
und bereit ist zu helfen.
Sorgen Sie notfalls für ausreichende psychologische Betreuung Ihres Kindes in
einer solchen Lage.
Sie kennen das - Sie merken genau, es wird über Sie geredet, und das Gespräch
verstummt, sobald Sie in die Nähe kommen. Man grüßt Sie nicht mehr oder besonders
eifrig, man beobachtet Sie.
Es sei denn, Sie ergreifen die Initiative und gehen selbst offen mit dem Thema
um, sprechen es von sich aus an, berichten, was Ihnen widerfährt. Das bildet
zumindest ein gewisses ausgleichendes Gegengewicht gegen boshaften Klatsch;
und manch einer Klatschbase wird es auch recht nachhaltig die Freude am Tuscheln
verderben.
Eine der Waffen bei Klatsch ist das Schweigen der Betroffenen, die sich schämen
oder aus sonstigen Gründen nicht über das reden wollen, was geschieht.
Dieser Waffe können Sie die Spitze brechen.
Andererseits - was haben Sie zu verlieren? Wenn man Ihnen Missbrauch nachsagt,
haben Sie das Recht, dem entgegenzutreten. Und wenn ohnehin über Sie geredet
wird, können Sie auch mitreden.
Schlechter wird die Situation dadurch gewiss nicht.
Und meistens erleben Sie in diesem Zusammenhang an manchmal überraschenden Stellen
Mitgefühl, Verständnis und Unterstützung.
In einer solch ungeheuer belastenden Situation muss man sich einfach auch einmal
ausheulen.
Und dort sitzen Menschen, die wissen, was Betreuung heißt und die oft genug
auch praktisch weiterhelfen.
Die Situation belastet Sie - aber ebenfalls und ganz besonders Ihr Kind. Und
selbst wenn Sie kein Wort sagen - Kinder bekommen meistens viel mehr mit, als
man glauben sollte.
Nehmen Sie darauf Rücksicht. Sprechen Sie mit dem Kinder- oder Hausarzt, suchen
Sie einen Psychologen auf, der Unterstützung leisten kann.
Und der auch, falls es hart auf hart kommt, gutachterlich bestätigen kann, Ihr
Kind wurde nicht missbraucht oder misshandelt.
Machen Sie sich das bewusst - und gehen Sie dagegen an.
Denn es gibt nichts, was in einer solchen Situation so hilft wie der familiäre
Zusammenhalt.
Aber wir haben ihn geschrieben, damit andere vielleicht nicht ganz so hilflos
dastehen, wenn solche Vorwürfe im Raum stehen, wie dies bei uns der Fall war.
Snake - whip@snakebitelove.de
Frank frank@sm-base.de und
Martina martina@sm-base.de
Wolf - aragorn-ffm@gmx.de
Micha - michaelds@arcor.de
Maya - meike-angela@czajka.org
Irena und Hermann - circle@circle.de
Bitte im Zweifel immer bei Irena und Hermann nachfragen - vielleicht können
wir auch weitere Kontakte herstellen.
Die genannten Ansprechpartner sind nicht alle Betroffene oder ehemals Betroffene,
und sie haben nicht alle Kinder.